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Die Streuobstwiese
Eine faszinierende Kulturlandschaft
Streuobstbau ist nach Brockhaus: Hochstamm-Obstbau ohne Einsatz synthetischer Behandlungsmittel wie Pestizide oder
Mineraldünger. Ein Obstbaum ist dann ein Hochstamm, wenn die ersten Äste frühestens ab 1,80 Meter Höhe anfangen. Solche
Bäume haben auch eine große Krone und erreichen ein hohes Alter (Apfelbäume bis über 100 Jahre, Birnbäume können sogar
noch viel älter werden). Die Pflanzabstände zwischen den Bäumen sind relativ weit (8 bis 15 m) und darunter gibt es eine
Unterkultur, die heute überwiegend Wiese oder Weide ist. In diesem Fall spricht man von Streuobstwiesen. Zum Streuobstbau
gehören aber auch Alleen
an Wegen und Dämmen sowie Einzelbäume an markanten Stellen oder als Schattenbäume am Rande der Felder. Durch die
Züchtungsarbeit vieler Generationen entstanden viele Sorten, die sich für verschiedene Zwecke eigneten (Tafelobst,
Mus, Dörrobst) und die meistens den lokalen Klimabedingungen gut angepasst waren. Die Vielzahl der Sorten ist wichtig
als Kulturgut und als Genpool für zukünftige Züchtungen.
Streuobstwiesen sind:
- Ein Element der Schönheit, Vielfalt und Eigenart der Landschaft. Sie gliedern und beleben die Feldflur. Dadurch wird
ein rechtes Heimatgefühl geweckt und diese Landschaft ist auch für Fremde reizvoll und trägt zu ihrer Erholung bei.
Sie binden die Ortschaften in die Umgebung ein.
- Ein Schutz vor schädigendem Einfluss des Klimas und den Folgen unserer Industriegesellschaft. Sie mildern extreme
Klimalagen (z. B. vermindern sich die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht). Schädliche Emissionen werden
gefiltert und es gibt keinen besseren Bodenschutz gegen Erosion.
- Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten, auch Rückzugsgebiete für gefährdete Arten der „Roten Liste“. Sie gehören
mit über 5000 Arten zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas.
Interessant ist, dass beim Apfelbaum 300 „Schädlingen“ 400 „Nützlinge" gegenüberstehen, davon 200 Arten als direkte Räuber und 200 Arten als Parasiten.
Auf Bäumen finden Vögel Nahrung, Brutmöglichkeiten, Deckung und sie dienen als Sing- und Ansitzwarte. Die Wiese mit
ihren bunten Blumen ist ein zusätzlicher Lebensraum für Insekten und damit eine zusätzliche Nahrungsquelle Es haben
sich ganze Nahrungsketten und wichtige Räuber-Beute-Beziehungen entwickelt. Eine besonders große Bedeutung haben
Streuobstanlagen für höhlenbrütende Vögel. Wichtig ist nicht nur allein die große Artenzahl von Vögeln und anderen
Tieren, die in Streuobstwiesen leben, sondern der Umstand, dass in Streuobstwiesen Lebensbedingungen für ganz spezielle
Arten gegeben sind, die nur dort oder vorrangig dort ihre Lebensmöglichkeiten haben.
Der Lebensraum Streuobstwiese ist hochgradig gefährdet. Nach Berechnungen von Wissenschaftlern ging der Streuobstbestand
zwischen 1951-1965 bundesweit um ein Drittel zurück; in Niedersachsen sogar um 75%. Seither ist der Rückgang weiter
gestiegen. Der Rückgang der Streuobstbestände führte zu einem dramatischen Rückgang der darin lebenden Arten.
Der NABU Osterode hat deshalb bereits 1992 ein 2,3 ha großes Grundstück am Kirchberg erworben und darauf eine
Streuobstwiese angelegt. Die ersten 10 Apfelbäume pflanzten Konfirmanden und Kommunionskinder der verschiedenen
Kirchengemeinden aus dem Landkreis. 1993 wurden dann mit Baumpaten weitere Bäume mit zahlreichen Sorten gepflanzt,
so dass auf der Wiese nunmehr ca.150 Apfel-, Birnen-, Pflaumen- und Kirschsorten Früchte tragen. Zusätzlich fanden
ca. 50 Wildobstbäume ihren Platz.
1999 erwarb der NABU bei Beierfelde ein weiteres fast 1 ha großes Grundstück und bepflanzte dies mit 90 Obstbäumen.
Die jährlichen Schnitt- und Pflegemaßnahmen wurden seither fast ausschließlich von Albert Hädicke und Siegfried Lange
durchgeführt. Außerdem leiteten sie die zur Pflege jeweils befristet eingestellten ABM-Kräfte und 1-Euro-Kräfte an.
Durch Initiative des NABU entstand in Schwiegershausen im Rahmen der Flurneuordnung die vermutlich größte Streuobst-
Neuanpflanzung in Niedersachsen.
Auf Bundesebene gibt es einen Bundesfachausschuss Streuobst (BFA). Sie hat zur Unterstützung der Vermarktung ein
Qualitätszeichen entwickelt. Näheres unter www.streuobst.de
Die Interessengemeinschaft Streuobst aus Schwiegershausen vermarktet Apfelsaft mit dem Qualitätszeichen, der auch im
Naturschutzzentrum Abgunst 1 zu kaufen ist.
Über Anlage und Pflege von Streuobstbeständen informieren wir Sie gern. Wenden Sie sich an den NABU Osterode, Tel.
05522-820870. Im Naturschutzzentrum können Sie auch Faltblätter erwerben.
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