Orchideen im Landkreis Osterode

Eine faszinierende Pflanzenfamilie

Unternimmt man im Landkreis Osterode eine Wanderung, so hat man gute Chancen die meist unscheinbaren, bei genauer Betrachtung aber doch wunderschönen Orchideen anzutreffen. Grundsätzlich unterscheidet man die tropischen Orchideen, die als Epiphyten, also als Aufsitzer in Baumkronen sich durch Luftwurzeln ernähren, von den heimischen Orchideenarten.

Unsere Heimischen Orchideen gedeihen ausschließlich im Erdboden und sind dem zu Folge in ihrem Wachstum auf geeignete Bodenverhältnisse angewiesen. Orchideen sind entwicklungsgeschichtlich die jüngste Pflanzenfamilie auf unserem Erdball. Jede Pflanze kann mehrere Millionen Samen produzieren, der unter anderem durch Wind verbreitet wird. So könnte man meinen, dass Orchideen wesentlich größere Vorkommen als derzeit aktuell bilden müssten, der Knackpunkt liegt hier aber in der ungewöhnlichen und komplizierten Keimung. Die staubfeinen Samen erhalten nur die DNA-Erbinformationen, somit keinerlei Ernährungsstoffe.
Die Ernährung des kleinen Orchideenkeimlings übernimmt ein bestimmter Bodenpilz, nur durch diese sogenannte Symbiose kann Wachstum entstehen.

Von den in Deutschland anzutreffenden ca. 70 Arten sind immerhin 23 Arten auch im Landkreis Osterode beheimatet.

Viele Orchideenstandorte sind im Mittelalter durch Waldrodung entstanden.
Mahd und Beweidung entzogen den Böden Nährstoffe, es entwickelten sich zum Beispiel Halbtrocken- und Magerrasen. Diese stellten für die mit wenig Nährstoffen auskommenden konkurrenzschwachen Orchideen einen idealen Lebensraum dar. Die Intensivierung, zum Beispiel der Landwirtschaft, beinhaltete große Verluste von Lebensräumen. Orchideen wurden in wirtschaftlich nicht ertragreiche Refugien zurück gedrängt. Die Restflächen wurden sich selbst überlassen; somit drohte Verbuschung, Bewaldung, Verschilfung. Um ein Aussterben der sich noch entwickelnden, so einzigartigen Pflanzen zu verhindern muss nun wiederum der Mensch eingreifen. Pflegemaßnahmen müssen organisiert werden.

So arbeiten Mitglieder der NABU-Gruppe Osterode / Schwiegershausen und der Arbeitskreis Heimische Orchideen schon viele Jahre gemeinsam an der Erhaltung von Lebensräumen erfolgreich zusammen. Durch seine außerordentlich abwechslungsreichen Landschaftsformen bietet unser Landkreis den Orchideen heute viele Wachstumsmöglichkeiten.
Orchideenstandorte in unserem Landkreis Osterode sind zum Beispiel, wärmeliebende Buchenwälder, krautreiche Eichen- und Hainbuchenwälder, Berg- und Feuchtwiesen, Steinbrüche, Halbtrocken- und Magerrasen.

Aktuelle Orchideenarten im Landkreis Osterode (Stand 2007)

Weißes Waldvögelein (Cephalanthera damasonium)
Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra)
Langblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolia)
Frauenschuh (Cypripedium calceolus)
Fuchses Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii)
Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)
Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens)
Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine)
Kleinblättrige Stendelwurz (Epipactis microphylla)
Sumpf - Stendelwurz (Epipactis palustris)
Violette Stendelwurz (Epipactis purpurata)
Mücken - Händelwurz (Gymnadenia conopsea)
Honigorchis (Herminium monorchis)
Großes Zweiblatt (Listera ovata)
Vogel - Nestwurz (Neottia nidus-avis)
Bienen Ragwurz (Ophrys apifera)
Fliegen Ragwurz (Ophrys insectifera)
Männliches Knabenkraut (Orchis mascula)
Helm Knabenkraut (Orchis militaris)
Dreizähniges Knabenkraut (Orchis tridentata)
Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera bifolia)
Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha)
Herbst-Drehwurz (Spiranthes spiralis)